Eine spannende Entwicklungsgeschichte der Menschheit erzählen die Weisheitszähne – die übrigens so heißen, weil sie sich in der Regel zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr oder später entwickeln, wenn der Mensch schon etwas „weise“ ist – so beschreibt das der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente. Heute liegen sie, wenn sie überhaupt angelegt sind im Kieferknochen, oft verborgen unter dem Zahnfleisch, manchmal auch abgewinkelt; manchmal schauen nur die Kauflächen heraus, bei anderen die ganzen Zähne. Was schon zeigt: So ganz zum übrigen Zahnsystem scheinen sie nicht zu gehören. Das war mal anders, berichten Medizinhistoriker: Als der Mensch noch Jäger und Sammler war, hatte er üblicherweise seine 32 Zähne in einem längeren, dafür schmaleren Unterkiefer, und alle waren in vollem Einsatz. Dann entwickelten die Urmenschen Werkzeuge und wurden zu Bauern – und weil das Gehirn aufgrund der steigenden Anforderungen wuchs und mehr Platz brauchte, die hintersten Zähne aber nicht mehr so relevant waren, verdrängte der Platzbedarf des Gehirns die Größe und Form des Kiefers. Den Weisheitszähnen blieb, wenn sie überhaupt noch angelegt waren, nur ein enger verkleinerter hinterer Bereich im Kiefer. Was die Medizinhistoriker, aber auch die Zahnärztinnen und Zahnärzte von heute ebenfalls wissen: Die 32 Zähne (und 20 Milchzähne), von denen immer die Rede ist, sind zwar in der Theorie die Norm, aber nicht immer in der Praxis. Manche Milchzähne und auch bleibende Zähne sind gar nicht angelegt, diese Menschen haben weniger Zähne im Vergleich zum Plan, andere dagegen haben sogar mehr Zähne als vorgesehen. Durch die Veränderungen der Lebensumstände entwickle sich auch Form, Größe und Anzahl der Zähne weiter, sagen die Medizin-Historiker. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass es irgendwann gar keine Weisheitszähne mehr gibt.

- 23. Juli 2024