Wenn man von Zahnärzten spricht, haben die meisten Menschen gleich ein Bild im Kopf: Der Zahnarzt oder die Zahnärztin behandelt einen kariösen Zahn. Menschen dagegen, die an einer Parodontitis (Zahnbettentzündung) leiden und entsprechend in Behandlung sind, sehen das schon differenzierter: In ihrem Fall geht es nicht vorrangig um die Zähne, sondern in der Zahnarztpraxis kümmert sich das Team um das Zahnbett, also den Bereich im Kieferknochen, in dem der Zahn steckt – umgeben von stützendem Knochen- und Weichgewebe mit vielen Blutgefäßen. Spätestens bei Parodontitis wird aus Zahnmedizin dann auch Allgemeinmedizin: Die Bakterien, die für die Zahnbettentzündung verantwortlich sind, nutzen die Blutgefäße, um in den ganzen Körper auszustreuen. Seit vielen Jahren weisen Wissenschaftler und Teams in den Zahnarztpraxen, aber beispielsweise auch solche aus dem Bereich Kardiologie und Diabetologie, darauf hin, welche engen Verbindungen es zwischen Parodontitis und beispielsweise Rheuma, Diabetes, Herzerkrankungen und anderen Gesundheitsbelastungen gibt. Zudem weiß man inzwischen, dass nicht nur die Zahnbettentzündung einen Diabetes verschärfen kann, sondern dass auch umgekehrt Parodontitis-Patienten schlechtere Heilchancen haben, wenn sie an der „Zuckerkrankheit“ Diabetes leiden. Bei einem großen zahnmedizinischen Kongress wurde kürzlich daher auch darüber diskutiert, ob man einen Begriffe-Wechsel vornehmen sollte: Anstelle von Zahnmedizin könnte man von oraler (mundbezogener) Medizin sprechen und das Fach insofern als ein spezielles Fachgebiet in der Allgemeinmedizin einordnen und damit auch den Patienten besser verständlich machen, dass Mundgesundheit und Allgemeingesundheit zusammengehören und nicht zu trennen sind – was auch das Verständnis für eine entsprechende Behandlung verbessern helfen könnte. Die vorgeschlagenen beruflichen Änderungen hätten allerdings beispielsweise auch Auswirkungen auf das Studium, vermutlich auch auf den Leistungskatalog der Krankenkassen, und bieten insofern Anlass für weitergehende Überlegungen und Prüfungen.

- 9. Januar 2025