Zukunft Zahnmedizin: mehr Ressourcenschutz

In der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde wird vermehrt der Blick auf umweltgerechte und zukunftssichere Vorgehensweisen gelenkt – nicht nur im Bereich der verwendeten Materialien und eingesetzten Techniken, sondern für den Bereich Zahnmedizin insgesamt. Sie müsse präventiver als bisher werden, hieß es kürzlich in einem Kommentar in einer großen bundesweiten Zahnärzte-Zeitung. Reparative Zahnmedizin (Zahnersatz, Zahnfüllungsmaterialien etc.) habe einen vergleichsweise hohen CO2-Fußabdruck, lautete die Begründung, hier könne mehr Prävention für Entlastung und mehr Klimaschutz sorgen. Zudem habe das Klima seinerseits Auswirkungen auf die Zahngesundheit, ein Aspekt, mit dem sich ein Wissenschaftlerteam um die Professoren Meike Stiesch (Hannover) und Moritz Krebschull (Bonn) befasst hat: Entzündliche Vorgänge im Mund (wie beispielsweise eine Parodontitis) könnten durch den Klimawandel und längere Hitzephasen in ihrer Ausprägung verstärkt werden. Notwendig sei intensivere Forschung auf dem Gebiet der Prävention, so der Kommentator, sowohl hinsichtlich der Verhältnisse als auch hinsichtlich des Verhaltens der Menschen. Die Zahnmedizin habe hier bereits viele Daten erhoben und Präventionskonzepte in die Praxen gebracht – es sei nun Aufgabe von Politik und Gesellschaft, diese auch zu nutzen und zum festen Programm zu machen.

Bild: proDente e.V.

Aligner: Blick auf Umweltschutz

In der Zahnmedizin spielt der Bereich Umweltschutz eine immer größer werdende Rolle – nicht nur sind mittlerweile aus vielen Zahnarztpraxen Plastikbecher und Wegwerfzahnbürsten durch andere Angebote ersetzt, auch hinsichtlich Wasser- und Energieverbrauch gibt es ständig Fortschritte. Noch auf dem Weg zu mehr Umweltschutz ist der Bereich der sogenannten Aligner, der Zahnschienen, die zu gewünschten Zahnbewegungen führen sollen. Hier werden kurz gesagt Anfangsdaten erhoben, ein Endzustand am Computer entwickelt, und für die vielen kleinen Wanderungsschritte der Zähne auf dem Weg zum Ziel werden Zahnschienen aus Kunststoff entwickelt, die die Zähne „schieben“. Nicht alle der oft vielen Aligner, die ein Behandlungsplan vorsieht, werden benötigt, oder die Entwicklung der Zahnverschiebung braucht neue Schienen mit anderen Bewegungsvorgaben: Nach Gebrauch und Nichtgebrauch sind diese Schienen Entsorgungsware. Das soll sich jetzt ändern, fordern Kieferorthopäden, und erwarten von den Herstellern nachhaltige Entsorgungs- beziehungsweise biologische Abbaubarkeit der Produkte, wie ein kieferorthopädisches Fachjournal berichtet. Einige Unternehmen forschen bereits ihrerseits nach umweltverträglichen Aligner-Materialien – und nehmen Anregungen der Praxen auf, auch den Verpackungsmüll zu reduzieren. Hier müsse noch einiges passieren, ehe auch der Alignerbereich „grün“ werde – so die Autorinnen des Fachbeitrages, aber alles beginne mit dem ersten Schritt und dem entsprechenden Bewusstsein, was Hintergrund ihres Beitrags gewesen sei.

Ältere Patienten: problematische Medikation

Manche ältere Patienten haben jeden Tag eine ganze Batterie an Tabletten vor sich: eine gegen Bluthochdruck, eine andere gegen Diabetes, wieder andere gegen dies oder für jenes. So herausfordernd es ist, bei einer Vielfalt an Arzneimitteln mögliche Kontraindikationen und unerwünschte Nebenwirkungen nicht aus dem Blick zu verloren – so anspruchsvoll macht eine solche Ausgangslage auch die Behandlungsplanung beim Zahnarzt. Manche dieser für die Grunderkrankungen wichtigen Medikamente führen zu unterwünschten Nebenwirkungen im Mund und beeinflussen die Behandlungsschritte beispielsweise bei einer Parodontitis. Nun hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) herausgefunden, dass im Jahr 2022 rund 8,3 Millionen Menschen in höherem Lebensalter – rund jeder Zweite über 65 Jahre, darunter mehrheitlich Frauen – mindestens einmal ein möglicherweise unpassendes Medikament verschrieben bekommen habe. Grund für möglicherweise problematische Zusammenstellungen sei nicht zuletzt, dass die Anzahl der gleichzeitig verordneten Medikamente mit steigendem Alter zunehme: Fast jeder zweite über 65jährige Patient erhielt mehr als fünf verschiedene Wirkstoffe. Dennoch gebe es eine erfreuliche Entwicklung: Der Verordnungsanteil an möglicherweise unpassenden Arzneimitteln sei in den zurückliegenden zehn Jahren spürbar zurückgegangen. Nach wie vor aber sind solche komplexen Medikationen eine Herausforderung auch für die Zahnarztpraxen – insofern sollten Patienten bei anstehenden zahnärztlichen Behandlungen immer aktuell über ihre aktuell eingenommenen Medikamente berichten.

Zähne: Geschichtsbuch der Medizin

Aus Zahnfunden menschlicher Urahnen lassen sich nicht nur Alltagsverhalten, Ernährung und Lebensbedingungen der damaligen Bevölkerung ablesen, sondern auch medizinische Besonderheiten: Das zeigen Studienergebnisse einer britischen Forschergruppe. Und sie verblüffen auch die Fachwelt: Man fand in den Zähnen im Mittelalter Verstorbener intakte Antikörper – und diese konnten auch auf die heutige Form der Viren (in diesem Fall: das Eppstein-Barr-Virus) Immunreaktionen hervorrufen. Die Erkenntnisse helfen beim Verständnis nicht zuletzt von Pandemien wie der Pest und erhellen die Geschichte des Immunsystems: Nur wenn Antikörper einen Eindringling erkennen, können sie ihn angemessen bekämpfen. Dass Antikörper auch nach rund 800 Jahren noch intakt sind und ihre Aufgabe erfüllen, ist neben aller wissenschaftlichen Relevanz auch ein beeindruckender Beleg für die Wunder der Natur.

Ältere Patienten: problematische Medikation

Manche ältere Patienten haben jeden Tag eine ganze Batterie an Tabletten vor sich: eine gegen Bluthochdruck, eine andere gegen Diabetes, wieder andere gegen dies oder für jenes. So herausfordernd es ist, bei einer Vielfalt an Arzneimitteln mögliche Kontraindikationen und unerwünschte Nebenwirkungen nicht aus dem Blick zu verloren – so anspruchsvoll macht eine solche Ausgangslage auch die Behandlungsplanung beim Zahnarzt. Manche dieser für die Grunderkrankungen wichtigen Medikamente führen zu unterwünschten Nebenwirkungen im Mund und beeinflussen die Behandlungsschritte beispielsweise bei einer Parodontitis. Nun hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) herausgefunden, dass im Jahr 2022 rund 8,3 Millionen Menschen in höherem Lebensalter – rund jeder Zweite über 65 Jahre, darunter mehrheitlich Frauen – mindestens einmal ein möglicherweise unpassendes Medikament verschrieben bekommen habe. Grund für möglicherweise problematische Zusammenstellungen sei nicht zuletzt, dass die Anzahl der gleichzeitig verordneten Medikamente mit steigendem Alter zunehme: Fast jeder zweite über 65jährige Patient erhielt mehr als fünf verschiedene Wirkstoffe. Dennoch gebe es eine erfreuliche Entwicklung: Der Verordnungsanteil an möglicherweise unpassenden Arzneimitteln sei in den zurückliegenden zehn Jahren spürbar zurückgegangen. Nach wie vor aber sind solche komplexen Medikationen eine Herausforderung auch für die Zahnarztpraxen – insofern sollten Patienten bei anstehenden zahnärztlichen Behandlungen immer aktuell über ihre aktuell eingenommenen Medikamente berichten.

Pflegebedürftige: Problem Mundhygiene

Dass die Pflegeeinrichtungen – unabhängig davon, ob in Form eines Heimes oder in mobiler Versorgung der Pflegepatienten zuhause – überlastet sind und die zur Verfügung stehende Zeit kaum ausreicht, um alle anstehenden Aufgaben zu erfüllen, ist hinlänglich bekannt. Dennoch gibt es Bereiche, die vielfach offenbar nicht zu den „anstehenden Aufgaben“ gerechnet werden und insofern oft unterbleiben, was vielfältige Risiken nach sich zieht: die Maßnahmen zur Mundgesundheitspflege beispielsweise. In einem Fachbeitrag in einer zahnärztlichen Zeitung hieß es, dass bei einer Untersuchung von Bewohnern in einem Pflegeheim deutlich wurde, dass mancher Bewohner schon mehr als zwei Jahre keine Zahnbürste mehr gesehen hatte. Die Folgen nicht entfernter bakterienbelasteter Zahnbeläge sind weitgehend bekannt: Zahnverlust, Atrophie von Kieferknochen, Zahnbettentzündungen, Einatmen von bakteriellen Zahnbelägen und damit Risiken für die Gesundheit der Atmungsorgane, Ernährungsstörungen, Schmerzen und vieles weitere mehr. Um das Pflegepersonal zu entlasten, könnten entsprechend ausgebildete Prophylaxe-Mitglieder im Team einer Zahnarztpraxis einspringen – wenn dies so einfach wäre wie es auf den ersten Blick scheint. Nicht nur mangelt es auch in den Zahnarztpraxen inzwischen an Fachkräften, auch rechtliche Aspekte vielfältiger Art setzen hier Limitierungen. Die Heimträger sollten zu Umsetzung ihres Sicherstellungsauftrages auch in Sachen Mundgesundheit verpflichtet werden, so der Autor des Artikels. Bei rund 8000 Pflegeheimen und rund 850.000 Bewohnern in Deutschland zeige sich das Ausmaß des Problems, das eine Lösung einfordere.

Diabetes: Kauen hilft

Diabetes Typ 2 ist eine chronische Zucker-Stoffwechselerkrankung. Die Aufgaben des Hormons Insulin im Körper sind gestört, es wirkt nicht ausreichend – mit manchmal nur lästigen, bei schlechter medikamentöser Einstellung aber auch gefährlichen Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit. Vor fast fünf Jahren ergab eine Untersuchung, dass weltweit fast eine halbe Milliarde Menschen unter Diabetes-Typ2 leidet – insofern verwundert es nicht, dass auf vielen medizinischen und pharmakologischen Ebenen nach Lösungen zur Vermeidung der Entstehung oder Linderungen der Auswirkungen auf die Gesundheit gesucht wird. In einem international sehr renommierten wissenschaftlichen Journal wurde nun eine weitere Studie zur Thematik vorgestellt – mit interessanten Ergebnissen: Eine Forschergruppe aus den USA hat Diabetes-Erkrankte hinsichtlich ihres Kauverhaltens untersucht und festgestellt, dass diejenigen Diabetiker, die gut und ausreichend lang ihre Nahrung kauen konnten, einen deutlich niedrigeren Blutzuckerspiegel aufwiesen als Vergleichspersonen mit Kauproblemen. Kauen sei nicht nur mechanisch wirksam, sondern löse auch hormonelle Prozesse im Körper aus, beispielsweise werde die Insulinausschüttung erhöht. Die Wissenschaftler ziehen daraus den Schluss, dass eine vollwertige Zahnreihe, die über die Belastungen beim Kauen solche Hormonauswirkungen hervorruft, nicht zuletzt für Diabetes-Patienten hilfreich sei, und empfahl, fehlende Zähne durch Implantate zu ersetzen: Über das Implantat, eine Ersatz-Zahnwurzel, würden ebenfalls Signale an das Nervengeflecht im Kiefergewebe geschickt.

Zahnpasta: nicht ohne Fluorid

Nicht nur in Zeitschriften und Tageszeitungen wird zunehmend intensiver und mit wissenschaftlichem Hintergrund über zahnmedizinische Themen berichtet: Auch eine große bundesweite Wochenzeitung hat sich kürzlich des Themas angenommen – und dabei eine neue Zahnpasta in den Blickpunkt gestellt. Diese enthalte ein zahnschmelzähnliches Material (Hydroxylapatit) und eine Art Kamilleöl für die Beruhigung von Zahnfleisch und Zahnnerv. Der Autor vergleicht das Verfahren dieser Zahncreme zur Reparatur kleiner Zahnschmelzschäden mit der Nutzung von Spachtelmasse bei Löchern in Wand oder Holz – und hinterfragt, ob das wirklich vergleichbar gut funktioniere. Da blieben doch viele Fragen offen, so der Zeitungsjournalist. Zudem fehle etwas Wesentliches, um zahnfreundlich zu sein: Fluorid. Und dann folgt, was wahrlich selten in einer Nicht-Fachzeitschrift ist: eine lange Ode an die Wichtigkeit von Fluoriden und warum sie den Menschen keine Angst machen sollten. Schließlich handele es sich bei den Fluoriden nicht um das chemische Element Fluor, das gasförmig und in der Tat giftig sei – sondern um einen Abkömmling mit gänzlich anderen, in diesem Falle hilfreichen Eigenschaften. Wenn man fluoridierte Zahnpasta nutze, vergifte man sich nicht, schütze aber seine Zähne vor Karies. Die wissenschaftliche Deutsche Gesellschaft für Prävention untermauert dies: Sie rät explizit von Zahnpasten ab, die kein Fluorid zur Kariesprophylaxe enthalten.

Immer populärer: Sachwissen rund um Parodontitis

Während es früher vor allem zahnmedizinische Patienten-Zeitschriften waren, die die Besucher von Zahnarztpraxen über Karies und besonders Parodontitis, die Zahnbettentzündung, aufgeklärt haben, finden sich ausführliche Beiträge insbesondere zu Parodontalgesundheit und –krankheit inzwischen immer öfter auch in Zeitschriften und auf Gesundheitsseiten in Tageszeitungen. Ein Beispiel dafür ist eine große Hamburger Zeitung, die dem Thema Parodontitis Mitte Oktober fast eine ganze Seite widmete. Hier war es ein Ernährungsmediziner, der sich diesem Thema annahm. Er arbeite schon sehr lange mit einem Parodontologen zusammen in seiner Schwerpunktpraxis zu Diabetes, berichtete er in dem Beitrag. Immerhin hätten 70 % der Diabetiker eine Zahnbetterkrankung, sagte er – und eine gesunde Ernährung habe eine gute Chance, die gefährlichen Risiken beider Erkrankungen zu minimieren. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass ungesunde Ernährung beide Krankheiten verschlimmern könne. Insbesondere der Zucker in der Ernährung führe zu kritischem Zahnbelag, der Hart- und Weichgewebe im Mund zerstören könne. Er empfiehlt natürliche, zuckerfreie oder zumindest zuckerarme Ernährung mit vielen kauintensiven Ballaststoffen, Vollkornprodukte und Nüsse. Ein Blutbild könne zudem Aufschluss geben, ob relevante Vitamine und Mineralien ausreichend vorhanden seien. Wer Diabetes und Parodontitis vermeiden oder die Entwicklung in den Griff bekommen wolle, könne sich unterstützend ernährungsmedizinisch beraten lassen.

Zähne züchten: Wissenschaft schreitet voran

Schon sehr lange reichen Versuche zurück, Zähne künstlich zu züchten und damit bei Zahnverlusten „nachwachsende“ Zähne zu nutzen, wie sie beispielsweise Haifische haben. Bisher zeigten die wissenschaftlichen Arbeiten dazu kein nachhaltig überzeugendes Ergebnis. Einen neuen Anlauf starteten nun US-amerikanische Forscher: Sie nutzen dabei das bestehende Wissen rund um die Einsatzmöglichkeiten von Stammzellen. Damit ein neuer Zahn wachsen kann, müssen Zellen namens Ameloblasten vorhanden sein, die Zahnschmelz und Zähne produzieren. Und diese Ameloblasten mussten im Labor erzeugt werden. Damit fötale Stammzellen, die sich in vielerlei Richtung weiterentwickeln können, zu Ameloblasten werden, mussten die Wissenschaftler erst einmal verstehen, welche notwendigen Genaktivitäten in welchem Entwicklungsstadium bei solcher Zellbildung ablaufen. Die Ziele, die die Forscher im Blick haben, sind vielfältig: Nicht nur ganze Zähne sollen wachsen können, sondern vielleicht auch Zahnfüllungen. Eine Stammzell-Mischung anstelle einer klassischen Zahnfüllung: Das Kariesloch wird nicht gestopft, sondern der Zahn heilt nach Ausreinigung mit gesundem Material wieder zu. Was nach Sciene Fiction klingt, ist zumindest in den Köpfen der Wissenschaftler bereits Programm.