Apfelsaft: besser als Cola?

Im Rahmen einer Fach-Fortbildung zu Prävention in der Zahnarztpraxis ging es kürzlich auch um die Frage, wie Schäden am Zahnschmelz verhindert werden können und: Was schadet dem Zahnschmelz am meisten? Erfreulich viele Menschen wissen heutzutage, dass Zucker zu Karies führen kann und dass zuckerhaltige Getränke insofern zahnschädigend sind. Dass auch zuckerarme Getränke wie Apfelsaft und Sekt die Zahnschmelzoberfläche angreifen, zeigte bei der Fortbildungs-Veranstaltung Prof. Dr. Stefan Zimmer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventionszahnmedizin. In diesem Fall sei es die Erosion, das Herauswaschen von Schmelzkristallen, die zu beginnender Schmelzschädigung führe. Während die Säuren nach zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken erst durch den Stoffwechsel der Mikroorganismen erzeugt werden, wirkt die Säure aus Lebensmitteln direkt auf die Schmelzkristalle. Anders als bei zucker-bezogener Karies sei der Zahnschmelz bei säure-bezogener Karies am Zahnfleischrand intakt – was auf die Flüssigkeit zwischen Zahn und Zahnfleisch zurückzuführen sei, die die Säure abpuffere. Beim Vergleich verschiedener zucker- und säurehaltiger Getränke erwiesen sich Apfelsaft und Sekt sogar als zahnschädlicher als zuckerhaltige Cola.

Karies: nur für die Zähne relevant?

Dass entzündete Bereiche im Mund, zumal im Zahnbett (Parodontitis), mit ungesunden Veränderungen im Körper in Verbindung stehen, ist vielen Patienten inzwischen bekannt. Schon bei kleinen offenen Wunden in der Mundschleimhaut oder im Zahnfleisch geraten Mundkeime über die Blutbahn in Organe des Körpers und können hier zu Störungen und Erkrankungen führen. Offenbar ist aber nicht nur die Parodontitis für solche Infektions-Effekte mitverantwortlich, sondern – das zeigt eine aktuelle Studie aus Finnland – auch Karies kann zu solcherart unerwünschten allgemeingesundheitlichen Problemen, vor allem im Bereich von Stoffwechselvorgängen im Herz-Kreislauf-System führen. Der Fokus der Studie lag, berichtet eine große zahnärztliche Fachzeitschrift, auf Zusammenhängen von Stoffwechselveränderungen und Mundgesundheit. Die schon erwarteten Verbindungen zeigten sich denn auch und sind nun daten-unterfüttert: Auch Karies spielt eine Rolle. Hier waren es vor allem Wurzelkanalfüllungen, nicht ausreichend aufbereitete Wurzelkanäle und auch klassische Karies-Schmelzschäden, die zu spürbaren Stoffwechselveränderungen führten. Unter dem Strich erwiesen sich diese kariesbezogenen Auswirkungen zwar als deutlich weniger relevant für riskante Erkrankungen als das Vorhandensein einer Parodontitis – es wurde aber deutlich, dass alle Bereiche im Mund, die infiziert sind, Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit haben und nicht, wie manchmal geglaubt, allein eine Zahnbettentzündung. Das untermauert erneut die Notwendigkeit wirklich sorgsamer Mundpflege.

Magenverkleinerung: Mundgesundheit verschlechtert

Einerseits ist erhebliches Übergewicht ein deutlicher Risikofaktor für die Gesundheit, auch für die Mundgesundheit: Beispielsweise ist die Entzündungsabwehr reduziert, weil das Hormonsystem eine Übermenge heilungsstörender Stoffe abgibt. Das bedeutet, dass entzündliche Munderkrankungen wie Parodontitis oder Mundschleimhautentzündungen länger dauern und schlechter abheilen. Andererseits sind auch Maßnahmen zur Reduzierung des erheblichen Übergewichts nicht ohne Folgen auf die Mundgesundheit: Wie eine aktuelle Studie aus Brasilien zeigt, wirken sich Diäten im Vorfeld einer Magenverkleinerung negativ auf Mund und Zähne aus. Und auch nach dem Eingriff wurde die Situation nicht besser. Die Studienteilnehmer, rund 100 Adipositas-Patienten, wurden für die Studie in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt nur Ernährungsberatung, die andere eine Magenverkleinerung (bariatrische Operation). Im Ergebnis zeigte sich, dass die zweite Gruppe eine deutliche Mundgesundheitsverschlechterung erlebte. Beispielsweise hatte sich die Zusammensetzung des Biofilms im Mund verändert und das biologischen Gleichgewicht der Keime gestört. Da sich die Ernährung auch in dieser Gruppe eigentlich verbessert hatte, scheinen die häufigen kleineren Mahlzeiten, die nicht von ebenso häufigerem Zähneputzen begleitet wurden, eine Ursache für mehr Karies und Zahnfleischprobleme zu sein. Zudem wurde in den ersten Monaten nach der Operation Nahrung vielfach flüssig oder püriert gegeben, so verblieben weniger Ballaststoffe im Mund, und es wurde weniger gekaut. Die Nahrung blieb länger an den Zähnen kleben und bildete einen ungesunden Biofilm. Hilfreich sind die Erkenntnisse nicht zuletzt deshalb, weil die entdeckten Folgen der veränderten Ernährung durch intensiviertes Zähneputzen weitgehend vermeidbar seien.

Parodontitis und Mundhygiene: ein großes Thema

Die Mundinfektionserkrankung Parodontitis (Zahnbettentzündung) ist ein über den Mund hinaus erheblicher Risikofaktor für die Allgemeingesundheit – und eine Erkrankung, der man insbesondere mit kontinuierlicher Beseitigung bakteriell belasteter Zahnbeläge und Biofilme im Mund begegnet. Dies erfolgt weit überwiegend zuhause. Daher ist die Frage, wie intensive Mundpflege im häuslichen Umfeld erfolgreich sein kann, ein großes Thema in Wissenschaft und Praxis. Dazu kommt, dass eine solche Mundhygiene individuell angepasst sein sollte, damit sie spezifisch für den jeweiligen Patienten oder die Patientin wirken kann. Eine aktuelle Studie an der Abteilung für Zahnheilkunde der Buffalo Universität (New York) hat sich diesem Punkt der personalisierten Zahnpflege gewidmet. Studienteilnehmer waren Menschen mit Diabetes Typ 2, der meistverbreiteten Form, die in der Regel als erworben und nicht als angeboren gilt und meist erst nach der Jugendzeit auftritt. Während die eine Studiengruppe nur eine klassische Parodontaltherapie (ohne chirurgische Maßnahmen) und allgemeine Empfehlungen zur Mundpflege erhielt, nutzte die zweite Gruppe sowohl antiinfektiöse Mundspülmittel als auch zweimal täglich spezifische Zahnzwischenraumbürstchen. Das Ergebnis entsprach den Erwartungen: Die spezielle häusliche Mundhygiene machte den erheblichen Unterschied beim Erfolgsergebnis. Eine weitere Erkenntnis am Rande: Diese intensivierte Mundpflege wirkte bei Diabetes-Erkrankten besser als bei gesunden Vergleichspatienten – vermutlich reagiert die Wundheilung bei Menschen mit „Zuckerkrankheit“ anders als bei Nichterkrankten. Hier sei noch viel Forschung notwendig, so die Wissenschaftler.

Beschlagene Brillen: nicht nur für Zahnärzte kritisch

Ein guter klarer Blick auf das Arbeitsfeld – bei den Zahnärzten die Situation im Mund – ist eine wesentliche Voraussetzung für einen Arbeitserfolg. Da Zahnärzte im einem Bereich arbeiten, im dem feuchte Atemluft vorherrscht, ist es eine Herausforderung, die Schutzbrille frei von Beschlagen zu halten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass auch in diesem Bereich viel Forschung erfolgt und dass es immer mal wieder spannende Neuerungen gibt. Wie eine Nachrichtenagentur kürzlich berichtete, haben jetzt Wissenschaftler der Aalto Universität (Finnland) ein neues hilfreiches Produkt entdeckt, das für klare Sicht sorgt: Das „Lignin“ in spezieller Aufbereitung wäre eine interessante Alternative zu den bisher auf dem Markt befindlichen künstlich erzeugten Hilfsmitteln. Der Stoff kommt aus der Natur und fällt als Abfall in der Papierindustrie an. Bisher schwer zu verarbeiten, haben die finnischen Wissenschaftler einen Weg gefunden, daraus eine Lösung zu entwickeln, die man wie einen Biofilm auf die Brillengläser auftragen kann. Die Herausforderung: Eine Antibeschlaghilfe darf selbst nicht sichtbar sein und muss klaren Durchblick ermöglichen. Die Lignin-Produkte erweisen sich im Rahmen einer Machbarkeitsstudie als sehr sinnvoll, wirtschaftlich herzustellen und CO2-Senker gleichzeitig. Das Material sei zu schade, um einfach als Abfall verbrannt zu werden, sagen die Forscher. Für die Zahnärzte und alle weiteren Menschen, die klare Sicht in herausfordernder Umgebung benötigen, ein gutes Signal.

Amalgam: immer weniger eingesetzt

Ein Klassiker geht langsam vom Markt: Während vor einigen Jahrzehnten Amalgam das Mittel der Wahl war, wenn ein Loch im Zahn wieder aufgefüllt werden musste, geht sein Anteil an den Zahnfüllungen ständig weiter zurück. Auch wenn führende zahnärztliche Wissenschaftler die medizinische Sicherheit, die herausragende Stabilität und lange Haltbarkeit immer wieder betonten, sank der gute Ruf des Materials immer weiter. Das Thema Amalgam wurde dafür mehr und mehr zu einem Politikum – mit dem Effekt, dass sein Einsatz in der Zahnmedizin ab 1. Januar 2025 verboten werden soll. Die deutsche Zahnärzteschaft kritisiert das Verbot nach wie vor entschieden, zumal die guten Materialeigenschaften und das Preis-Leistungsverhältnis bisher nicht durch andere Zahnfüllwerkstoffe erreicht würden. Vermeldet wird aber auch, dass das anstehende Verbot und die vielfältigen Diskussionen bereits deutlich zu einem Absinken der Anwendung von Amalgam geführt haben: Im Jahr 2021 wurden laut Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung noch 1,4 Millionen Amalgamfüllungen gelegt, im Jahr 2022 waren es nur noch 1 Million und damit rund 2,4 % aller Zahnfüllungen insgesamt. Der prozentuale Anteil lag dabei in den östlichen Bundesländern etwa viermal höher als in den westlichen.

Mundbrennen: Kann Chili helfen?

Zu den sehr unangenehmen Störungen der Mundgesundheit gehört das Mundbrennen, fachlich: Burning-Mouth-Syndrom. Es handelt sich hier um eine chronische Gefühlstörung im Mund, deren Ursache bislang nicht eindeutig geklärt ist. Das hat auch damit zu tun, dass Patienten Schmerzen und Taubheit empfinden, die ein behandelnder Arzt nicht im Rahmen einer üblichen Untersuchung nachvollziehen kann. Manche Patienten erleben in der Zahnarztpraxis insofern Unverständnis, auch wenn das Wissen um die Problematik grundsätzlich in der Zahnmedizin bekannt ist. Das Verständnis könnte sich jetzt verbessern, denn eine norwegische Studie ist dem Problem nähergekommen: Demnach weisen Unregelmäßigkeiten im Schmerzzentrum des Gehirns solcher Patienten darauf hin, dass eine Fehlfunktion von Nervenzellen zu den gefühlten Problemen im Mund führen. Bisher liefert das Ergebnis noch keinen Behandlungsansatz, der an der Ursache des Mundbrennens ansetzt – aber einen, der Folgen auf das schmerzende Empfinden haben könnte, also die Symptome der Nervenstörung: Der für die Schärfe von beispielsweise Chili-Schoten zuständige Stoff Capsaicin könnte, entsprechend im Mund platziert, für eine „Irritation“ der nicht regelrecht arbeitenden Hirnnerven sorgen und so den fremdgesteuerten Schmerz reduzieren oder ausschalten. Das könnte, so die Bilanz der Wissenschaftler, weitergedacht und weiter erforscht zu einem lösenden Behandlungsansatz für das Burning-Mouth-Syndrom werden.

Kieferschmerzen: Das Herz kann Ursache sein

Auch wenn es viele allgemeingesundheitliche Erkrankungen gibt, deren Risiko durch bakteriell bedingte Munderkrankungen ansteigt, gibt es doch auch zahlreiche umgekehrte Beziehungen: Beispielsweise weist ein aktueller koreanischer Fall-Bericht darauf hin, dass Kiefergelenk- und Kaumuskulatur-Schmerzen auf eine Erkrankung des Herz-Systems zurückgehen können. Ausgelöst hat die Veröffentlichung ein Patientenfall: Ein Mann litt viele Jahre an erheblichen Kieferschmerzen, ohne dass ein ortsbezogener Anlass dafür gefunden werden konnte. Erst Jahre später, bei einer weiteren Untersuchung, bei der ein Zusammenhang zwischen körperlicher Belastung und der Schmerzintensität im Kiefer bemerkt wurde, kam das Expertenteam auf die Ursache: Der Patient litt unter einer koronaren Herzerkrankung mit verengten, verkalkten Herzkranzgefäßen. Zu deren Folgen gehören auch Schmerzausstrahlungen beispielsweise in den Kiefer. Er fühlte die Schmerzen nicht am Ort der Ursache, sondern am Zielort der Ausstrahlung. Nachdem der nunmehr korrekt diagnostizierte Patient in einer kardiologischen Klinik mit Stents versorgt worden war, die die verengten Gefäße aufdehnten, verschwanden auch die erheblichen Kieferschmerzen.

Zahnbehandlungsangst: Zahnärzte kennen sich gut aus

Das Thema Zahnbehandlungsangst ist seit vielen Jahren ein Dauerthema in der zahnärztlichen Fortbildung – sowohl Hintergründe verschiedener Angstformen als auch Möglichkeiten des Umgangs damit im Praxisalltag gehören heute zum Wissenstand der meisten Praxen. Das belegte eine Studie in den Niederlanden, die kürzlich veröffentlicht wurde. Im Fokus standen dabei fast 180 erwachsene Patientinnen und Patienten, die in Verbindung mit anstehenden intensiveren Behandlungsmaßnahmen zu ihren Ängsten und dem Umgang der behandelnden Zahnärzte damit befragt wurden. Dabei zeigte sich, dass die Angstlevel der Patienten, insbesondere, wenn sie eher niedrig bis mittelhoch waren, von den Zahnärzten gut verstanden und eingeordnet werden konnten. Bei höherem Angstgefühl der Patienten war das zahnärztliche Verständnis nicht mehr ganz so passend zur Intensität der Patienten-Ängste: Die Wissenschaftler der Studie vermuten, dass die besonders ängstlichen Patienten unbewusst ihrer Angst „Zügel“ anlegten und diese nicht im originalen Maß übermittelten. Die Untersuchung zeigte auch, dass es ängstlichen Patienten am besten geht, wenn ihre eigene Angst mit der Einschätzung (und den entsprechenden Reaktionen) der Zahnärzte übereinstimmt. Emotionale Beruhigung und das Gefühl, die Situation kontrollieren zu können, erwies sich für die Patienten als sehr förderlich. Auch wenn die Studie für eine weitere Erkenntnis keine begründbaren Daten lieferte, wurde dennoch deutlich: Bei Zahnärztinnen fühlten sich ängstliche Patienten eher besser aufgehoben.

Rauchen: Aufhören findet weniger Anhänger

In den Jahren zwischen 2016 und 2021 wurden insgesamt rund 19.000 Raucherinnen und Raucher zu ihrem Rauchverhalten befragt (DEBRA / Studie seitens der Universität Düsseldorf). Nachdem Rauchen in der Öffentlichkeit schon fast als verpönt galt, erstaunt das Ergebnis: Die Motivation von Rauchenden, mit dem Nikotinkonsum aufzuhören, ist offenbar ohnehin schon gering und zudem in den letzten Jahren auch noch weiter gesunken. Nur bei der jüngeren Bevölkerungsgruppe (18 bis 24 Jahre) ist der Wunsch, mit dem Rauchen wieder aufzuhören, etwas angestiegen. Derzeit zählt fast ein Drittel der deutschen Bevölkerung zu den Rauchern. Jeder Versuch, das Rauchen aufzugeben, sei allerdings ein Schritt Richtung Erfolg, auch wenn es anfangs Rückfälle gebe, betonte einer der beteiligten Suchtforscher. Verbessert werden müssten die Rahmenbedingungen für Menschen, die das Rauchen aufgeben wollten – beginnend bei der Verfügbarkeit von Tabak und den Kosten bis hin zur Übernahme von Gebühren für Entwöhnungsmaßnahmen seitens der Krankenkassen. Dass der Umstieg auf „Dampfen“ keine Lösung ist, betonte zeitgleich die Europäische Gesellschaft für Parodontologie (EFP): Das Dampfen könne für die Mundgesundheitlich ebenso schädlich sein wie das Rauchen von Tabak. Während Tabak-Raucher in der Regel von den negativen Auswirkungen auf die Gesundheit gut Bescheid wüssten, seien die Nutzer von Dampf-Produkten oft von Werbung beeinflusst und hielten Dampfen für weniger risikoreich. Im Hinblick auf die erheblichen auch kostenintensiven Gesundheitsschäden, die Rauchen aller Art hervorruft, seien mehr vorbeugende Maßnahmen notwendig, die Menschen von diesem Konsum frühzeitig abzuhalten.