Zahnersatz: richtig pflegen je nach Art

Es gibt sehr unterschiedliche Wege in der modernen Zahnmedizin, den Verlust durch einen verloren gegangenen Zahn durch einen zahntechnisch hergestellten Zahnersatz auszugleichen: Die Vielfalt der Möglichkeiten ist ein sehr erfreuliches Angebot für die Patienten, die über eigene Prioritäten entscheiden können. Mit dem Einsetzen des ausgewählten Zahnersatzes ist es aber nicht getan: Das Risiko lauert in bakteriell belasteten Belägen. Hier finden sich oft auch Pilze, die zu einem erheblichen Gesundheitsrisiko führen können. Der Zahnerhaltungs-Spezialist und Präventivzahnmediziner Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten-Herdecke sagte entsprechend in einem Fachbeitrag einer Zahngesundheit-Organisation, dass sorgsame Prothesen-Hygiene sowohl die Lebensdauer des Zahnersatzes verlängere als auch Krankheiten vorbeuge. Fluoridierte Zahnpasta müsse ebenso wie bei den eigenen Zähnen auch zweimal täglich bei festsitzendem Zahnersatz genutzt werden. Zudem seien die Zahnzwischenräume mit einzubeziehen – mit passenden Zahnzwischenraum-Bürstchen und/oder spezieller Zahnseide. Besonders beachten solle man dabei den Übergang von Zahn, Zahnersatz und Zahnfleisch und, sofern man ein Zahnwurzelimplantat trägt, auch die Umgebung der Durchtrittsstelle zwischen Krone und Wurzel. Natürlich benötigt auch herausnehmbarer Zahnersatz kontinuierliche Pflege, beispielsweise mit einer speziellen Zahnbürste und Zahncreme oder flüssiger Seife. Was Sinn macht: hin und wieder die Prothese in der Zahnarztpraxis oder im Zahntechnik-Labor fachgerecht reinigen lassen.

Paranüsse: nur gesund oder auch riskant?

Nüsse ganz allgemein gelten als gesund, sie enthalten viele wichtige Nährstoffe und haben nachweislich eine positive Wirkung beispielsweise auf die Blutfettwerte. Sie bringen aber auch viele Kalorien mit und sind entsprechend zurückhaltend zu genießen. Nun warnte das Bundesamt für Strahlenschutz sogar Schwangere, stillende Mütter und Kinder, eine bestimmte Nuss-Sorte zu sich zu nehmen: Paranüsse – anders als heimische Nussarten – enthielten ungewöhnlich hohe Anteile an radioaktivem Radium, und dieses könne sich in Knochen und Zähne einlagern. Paranussbäume nehmen das in der Natur der tropischen Regenwälder vorkommende radioaktive Element über die Wurzeln auf und leiten es weiter bis in die Nüsse. Der Verzehr von Paranüssen sei für gesunde Erwachsene unbedenklich, aus Vorsichtsgründen sollten aber stillende und schwangere Frauen sowie Kinder auf andere Nussarten ausweichen. Das in den Knochen und Zähnen eingelagerte Radium könne über Plazenta und Muttermilch an die Kinder weitergegeben werden. Zwar nehme jeder Mensch ohnehin radioaktive Stoffe aus der Umwelt und Natur auf, es gebe aber eine Begrenzung, ab wann die aufgenommene Menge zu einem Risiko werden könnte. Paranuss-Genießer erreichen oder überschreiten diesen Grenzwert deutlicher als Menschen, die auf diese importierten Nüsse verzichten. Da Kinder einen kleineren Körper und einen empfindlicheren Stoffwechsel haben, liegt ihr eigener Grenzwert deutlich unter dem der Erwachsenen.

Tag der Zahngesundheit 2024: Schwangerschaft im Fokus

Seit über dreißig Jahren gehört der 25. September in Deutschland der Mundgesundheit: Am traditionellen „Tag der Zahngesundheit“ stellen eine Vielzahl von Organisationen aus dem Gesundheitsbereich sowie Vertretungen spezieller Zielgruppen ein besonderes Thema in den Mittelpunkt von tausenden kleinen und großen Aktionen. Im Jahr 2024 steht die Phase der Schwangerschaft im Fokus. Entsprechend heißt das diesjährige Motto des Tages der Zahngesundheit am 25. September 2024 „Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!“ Während bei früheren Themen häufig die Kinder im Blickpunkt standen, sind es diesmal die werdenden Mütter. Eine Schwangerschaft verändert deutlich die hormonellen Abläufe im Körper und hat direkt, aber auch indirekt über den Blutkreislauf oft deutliche Auswirkungen auf das Ökosystem Mund. Bekannt sind beispielweise Zahnfleischschwellungen und erhöhte Blutungsneigung. Nicht nur eine ausgewogene Ernährung, sondern auch eine gute Mundgesundheit trägt viel zu einem komplikationslosen Verlauf einer Schwangerschaft bei. Der Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit greift eine Vielzahl an Themen und Mythen auf wie beispielsweise diesen, dass angeblich jede Schwangerschaft die Mutter einen Zahn koste. Und ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Stillen und Karies des Kindes. Denn auch wenn die junge (werdende) Mutter im Blickpunkt steht: Natürlich wird es auch um die ersten Lebenswochen und Monate des Kindes gehen und darum, was hinsichtlich Vorsorge und gesunde Zahn- und Mundentwicklung „von Anfang an“ beachtet werden muss.

Zähneputzen: Gibt es eine Regel für alle?

Welches der richtige Weg ist, die eigenen Zähne rundherum sauber zu bekommen, hängt von den individuellen Voraussetzungen ab: Natürlich braucht ein vollständiges jugendliches Gebiss eine andere Pflege als das einer älteren Person mit Zahnersatz. Trotzdem gibt es ein paar Kernaspekte, die für alle gelten – und die hat der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente kürzlich zusammengestellt. Für alle Menschen und alle Altersklassen gilt, dass man erstens zweimal täglich seine Zähne sorgfältig reinigen soll und zwar mit einem fluoridhaltigen Mundhygieneprodukt. Und dass, zweitens, Zähne rundherum sauber werden müssen, auch an den Seiten, also in den Zahnlücken zwischen den Zähnen. Drittens gibt es keine Zähne, die zeitlich längere oder kürzere Pflege benötigen: Alle haben eine gleich intensive Putzdauer verdient. Und wie steht es um die berühmten drei Minuten als ideale Zahnputzdauer? Die Empfehlung entbehre eigentlich einer wissenschaftlichen Grundlage, sagt Prof. Dr. Stefan Zimmer, Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin (Universität Witten-Herdecke). Die ideale Zahnputzlänge hänge halt mit der Situation im Mund zusammen und ob man eine Hand-Zahnbürste oder eine elektrische nutzt – es könnten zwei, aber auch fünf Minuten sein, bis das Ziel der sorgfältigen Hygiene erreicht sei.

Interdisziplinär: Was dieser Ansatz bringt

Bei Berichten über interdisziplinäre Herangehensweise wird geschildet, wie – im medizinischen Bereich – Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten. Im Vorfeld der diesjährigen Tagung der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) erklärte der Rostocker Universitätsmediziner Prof. Dr. Peter Knopp in einer kieferorthopädischen Fachzeitschrift an Beispielen, was das konkret bedeuten kann. Das beginne damit, sagt er, dass man mit unterschiedlichem Blick, mit unterschiedlichen Methoden und mit unterschiedlichem Zugang zum Problem den betreffenden Patienten betrachte. Am Beispiel „Schlafapnoe (Atemaussetzer) bei Kindern“ beschrieb er, wie Fachzahnärzte für Kieferorthopädie, Fachärzte für Anatomie, solche für Kinder- und Jugendmedizin zusammen mit Psychologen und Zahntechnikern eine spezielle Gaumenplatte für das Kind gestalteten, die die angeborene Fehlbildung korrigieren half. Der unterschiedliche Blickpunkt auf die Situation des Patienten ermögliche verschiedene objektive Beurteilungen, was aus Sicht des jeweiligen Fachgebietes medizinisch relevant ist – aber auch unterschiedliche Einschätzungen hinsichtlich der individuellen Bedürfnisse des Patienten. Der Aufwand ist erheblich – in manchen Situationen aber auch zielführender und nachhaltiger im Ergebnis. Interdisziplinäres Vorgehen gehört bei den sogenannten Schwerpunktpraxen in der Regel zum Behandlungskonzept.

Light-Produkte: besser für die Zähne?

Die deutsche Bevölkerung ist durchaus sensibilisiert für die unerfreulichen „Nebenwirkungen“ von Zucker, und viele Menschen greifen daher zu Produkten, die als zuckerfrei gelten. Das ist gut gemeint, aber nicht in jedem Fall gut gemacht, denn nicht jede Zucker-Alternative ist auch eine. Wie Studien und auch Empfehlungen von Gesundheitseinrichtungen zeigen, sind Zuckeralternativen wie Fructose oder weitere auf „ose“ endende Zusatzstoffe auch nichts anderes als Zucker, nur halt nicht der weiße Raffinade-Zucker, wie man ihn aus dem Haushalt kennt. Etwas anderes sind Süßstoffe, die als Zuckerersatzstoffe weder Auslöser von Karies noch von schädlichen Zahnbelägen sind: Die Mundbakterien können den chemischen Zuckerersatz nicht verstoffwechseln. Zudem sind Süßstoff-Produkte, was ihren „Zuckergehalt“ betrifft, kalorienarm. Wie eine aktuelle Studie des Süßstoffverbandes zeigt, nutzen drei Viertel der 1000 Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittlerweile mindestens einmal wöchentlich Süßstoff-Produkte, die Hälfte aller Studienteilnehmer nutzt sie täglich. Light- und Zero-Produkte würden nicht als zweit Wahl erachtet, sondern gezielt gekauft. Ganz unkritisch sind diese Produkte aber nicht: Es gibt Überlegungen, im Rahmen eines Kinder-Lebensmittel-Werbegesetzes Süßstoffe zu verbieten. Mehrere Studien befassen sich mit ungesunden Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel und den Darm. Vor allzu intensiver Nutzung wird von kritischer Seite daher gewarnt.

Kinder-Zahnpflege: elektrisch gewinnt

Während sich elektrische Zahnbürsten bereits bei vielen Erwachsenen durchgesetzt haben – auch weil sie mit besseren Erfolgen bei der Mundhygiene punkten – standen bei Kindern bisher vor allem Handzahnbürsten im Blick. Das Sortiment von Kinderprodukten für die Zahnpflege ist dabei vielfältig, oft kindlich-bunt und meist auf den Bedarf der jeweiligen Altersgruppe ausgerichtet. Nun kommen noch spezielle elektrische Zahnbürsten dazu, die – das berichtete gerade eine israelische Wissenschaftlergruppe – sogar die Ergebnisse guter Arbeit mit einer Handzahnbürste noch toppen. Sie hatten für ihre Studie zwei Gruppen von Kindern begleitet und hinsichtlich der Mundpflege regelmäßig kontrolliert, um einen Vergleich der Reinigungseffizienz bei den beiden Zahnpflege-Techniken ziehen zu können. Die ältere Kindergruppe (7 – 10 Jahre) putzte selbst, bei der Jüngeren (3 – 6 Jahre) putzten die Eltern. Die Bilanz zum Studienabschluss war deutlich: In der älteren Kindergruppe hatten fast alle, die eine elektrische Zahnbürste nutzten, sehr viel weniger Zahnbelag als die Handzahnbürsten-Kinder, und im jüngeren Jahrgang hatte die „Gruppe elektrische Bürste“ ebenfalls mehrheitlich weniger Plaque als die Kinder mit Handzahnbürste. Die Bilanz der Wissenschaftler: Richtig angewendet bringt eine spezielle elektrische Kinderzahnbürste einen Gewinn an mehr Hygiene und weniger Belastungen für Zähne und Zahnfleisch-Entzündungen als eine Handzahnbürste

Und sie hilft doch: Zahnseide

Mundhygieneprodukte für die Reinigung von Zahnzwischenräumen wie Zahnseide und Interdentalraumbürstchen haben es nach wie vor schwer, sich bei der Allgemeinheit der deutschen Bevölkerung durchzusetzen. Dabei bestätigt eine Vielzahl an Studien ihren positiven Effekt. Jüngst hat die Universität Greifswald eine weitere veröffentlicht, die – erwartungsgemäß – zum gleichen Ergebnis kommt: Zahnzwischenraumpflege wirkt! Zahnseide und Interdentalraumbürstchen reduzieren nicht nur Zahnbeläge und damit Schutz vor Zahnzwischenraumkaries und Zahnfleischentzündungen, sondern auch das Risiko, Zahnfleischtaschen zu entwickeln. In solchen „Taschen“ rund um den Zahnhals sammeln sich bakterielle Beläge, die von der häuslichen Mundhygiene nicht mehr erreicht werden und so das Haltegewebe um den Zahn infizieren und zerstören können. Da es viele Einflüsse auf die Mundgesundheit gibt – von Ernährungsgewohnheiten über Alter bis Gesundheitszustand – sei ein direkter Zusammenhang mit der Art der Mundhygiene üblicherweise schwer nachweisbar, so die Greifswalder Wissenschaftler. Sie können allerdings auf eine der weltgrößten Langzeitstudien zurückgreifen, die Study of Health in Pomerania (Ship) Studie, und entsprechend die enormen Falldaten analysieren. Die Ergebnisse sind insofern ein wichtiger wissenschaftlicher Beleg für die Effizienz von Zahnzwischenraumpflege.

Zuckersteuer hilft: Beispiel Großbritannien

Während in Deutschland noch oft und oft auch strittig über die Einführung einer Zuckersteuer diskutiert wird, hat Großbritannien im Jahr 2018 eine „Softdrinksteuer“ eingeführt und nun ausgewertet, ob sich ein Effekt auf die Zahngesundheit zeigt. Eine gerade veröffentlichte britische Studie aus dem Bereich Ernährung, Vorsorge und Gesundheit hat dazu die Anzahl an Zahnentfernungen bei Kindern ausgewertet, deren Anlass kariesbedingt war. Fast 90 % aller Zahnentfernungen bei Kindern gehen in Großbritannien auf Zahnfäule zurück. Da die Studie schon vor Beginn der Steuererhebung startete, konnte ein Effekt der gesetzlichen Verordnung gesehen werden. Es zeigte sich, dass mit Einführung der Softdrink-Steuer die Anzahl der Extraktionen bei Kindern spürbar zurückgegangen ist. Nicht erhoben wurden Zahnfüllungs-Behandlungen, die in der Regel die Mehrheit der zahnärztlichen Kariesbehandlungen ausmachen. Es gebe noch weiteren Forschungsbedarf, der über eine reine Beobachtungsstudie wie die genannte hinausgehe, sagten die Forscher, die aber festhalten, dass eine Softdrink- oder Zuckersteuer einen positiven Einfluss zumindest auf die Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen hat.

Trockener Mund: schlechte Prognose für die Zähne

Es gibt einen Grund, warum die Natur für einen ausgewogenen Speichelfluß im Mund gesorgt hat: Der hauptsächlich aus Wasser bestehende Speichel hat nicht nur die Aufgabe, beim Essen die Nahrung aufzuweichen und dadurch leichter schluckbar zu machen, sondern auch, in Zeiten ohne Nahrungsaufnahme den Mund feucht zu halten und mit seinen förderlichen Inhaltsstoffen Zahnschmelz und Mundschleimhaut gesund zu erhalten. Zudem spült er frische Speisereste und Säuren weg, wenn auch nicht in einem Maße, dass Zähneputzen ausgelassen werden könnte. Wenn umständebedingt kein ausreichender Speichelfluss vorliegt, hat dies also vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit. Aber auch umgekehrt gibt es eine Verbindung: Manche Erkrankung führt direkt, oder über den Weg der notwendigen Medikamente, zu einer Verminderung des Speichelflusses. Das ist recht unangenehm bis schmerzhaft, neben den schon zuvor dargestellten gesundheitlichen Konsequenzen. Wie eine große zahnärztliche Zeitung berichtete, gibt es eine ganze Reihe an Erkrankungen, nicht zuletzt an sogenannten Autoimmunerkrankungen, die das gesunde Speichel-System im Mund blockieren. Aber auch psychologische Belastungen können zu Mundtrockenheit führen. Da die Auswirkungen sehr belastend und gesundheitsstörend sind, empfiehlt die Wissenschaftlerin und Verfasserin des Artikels die interdisziplinäre Zusammenarbeit jeweils zuständiger Fachärzte und Zahnärzte, da ohne Behandlung oder, wenn möglich, Behebung der Grunderkrankung auch der wichtige Speichelfluss im Mund nicht nachhaltig wieder gelingt.