Nicht zuletzt allen Patienten, denen eine Versorgung mit einem Dentalimplantat bevorsteht oder die bereits eines erhalten haben, ist mit auf den Weg gegeben worden, dass das Rauchen die Einheilung belastet und erschwert. Die Bekämpfung der Entzündungszellen im Operationsgebiet ist durch die Rauch-Folgen reduziert. Nun hatte mancher Raucher oder Ex-Raucher die Hoffnung, dass der Umstieg auf die „E-Zigarette“ hier eine Lösung sein kann. Noch ist die Studienlage dazu dürftig, aber die ersten Erkenntnisse einer großen internationalen Forschergruppe dürften weitere wissenschaftliche Studien anregen, die hier in Zukunft mehr Klarheit bringen: Ergebnis der Analyse von bisher erschienen Fachveröffentlichungen ist, dass die Nutzung von E-Zigaretten (Vaping) zu tieferen Zahntaschen und zu Knochenabbau führen kann. Da – von den Forschern so nicht erwartet – die Blutungsneigung beim Sondieren (Messung der Tiefe der Zahnfleischtasche um den Zahn/das Implantat) bei der E-Zigarette ebenso reduziert ist wie bei nikotinhaltigen Produkten, kann eine Entzündung rund um das Implantat spät bis zu spät erkannt und entsprechend nicht mehr rechtzeitig behandelt werden. Die negativen Auswirkungen von E-Zigaretten sind zwar niedriger als die bei klassischen Zigaretten, aber doch deutlicher als bisher vermutet. Weitere Forschung wird hier mehr Details ans Licht bringen.
Zufriedene Patienten: Stadtstaaten führen
Das Gesundheits-Technologie-Unternehmen Doctolib, das viele Patienten vor allem durch das digitale Terminvergabe-Angebot bei Arztpraxen im Umfeld kennen, ist in Zusammenarbeit mit dem Online-Umfrage-Anbieter YouGov der Frage nachgegangen, wo in Deutschland die mit ihrer Gesundheit und der medizinischen Versorgung zufriedensten Personen leben. Am wichtigsten war den an der repräsentativen Umfrage teilnehmenden über 1000 Antwortenden ab 18 Jahren die zeitliche Zuwendung durch die behandelnden Zahn/Ärztinnen und Zahn/Ärzte. An zweiter Stelle wurde ein rascher Praxis-Termin genannt, an dritter Stelle freundliches Praxis-Personal und an vierter Stelle, vor weiteren eher nachrangig als wichtig erachteten Themen, die Nähe der Praxis zum Wohnort. Im Ergebnis finden sich auf den ersten drei „Siegerplätzen“ die Stadtstaaten Bremen vor Berlin und Hamburg – dicht gefolgt vom Saarland. Baden-Württemberg, Bayern und Hessen landeten auf dem vorderen Mittelfeld, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Rheinland-Pfalz auf den letzten Plätzen im Zufriedenheits-Ranking.
Zahnmedizin in Deutschland: Wissenschaft weltweit führend
Wenn man die Leistungen von Wissenschaftlern und die Relevanz ihrer Forschungsarbeiten weltweit messen möchte, dann wertet man aus, wie oft ihre Veröffentlichungen unter den Top-„Papern“ in den renommierten internationalen Fachjournalen erschienen sind. Insgesamt, so das internationale Forscher-Team, das eine solche Relevanz-Untersuchung kürzlich abgeschlossen und veröffentlicht hat, sind zwischen 2012 und 2022 fast 500.000 Fachartikel in den weltweit führenden zahnärztlichen Journalen veröffentlicht worden, davon wurden lediglich knapp 300 als „Top-Paper“ anerkannt. Davon entfielen die meisten Veröffentlichungen auf wissenschaftliche Arbeiten aus den USA, bereits an zweiter Stelle weltweit finden sich aber Studien und Arbeiten von zahnmedizinischen Wissenschaftlern aus Deutschland. Für die hohe Qualität der zahnmedizinischen Wissenschaft und Forschung in Deutschland ist das eine beeindruckende Auszeichnung.
Zahnersatz: Hinweise für Allergiker
Auch wenn die für Zahnersatz genutzten Materialien gut verträglich sind und den hohen Anforderungen entsprechen, ist nicht auszuschließen, dass es individuelle Unverträglichkeiten bis hin zu Allergien gibt. Der Allergiepass, der nach einem entsprechenden Test ausgestellt wird, soll unbedingt auch dem behandelnden Zahnarztteam vorgelegt werden, empfiehlt der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente. Einerseits, weil eine Allergie eine Entscheidung für eine alternative Lösung erfordert, und andererseits, weil mögliche Mehrkosten für eine solche alternative Lösung bei bestätigter Allergie von den Krankenkassen bezahlt werden. Prof. Dr. Dr. Franz-Xaver Reichl, Dental-Toxikologe an der Universität München, machte in dem Ratgeber-Beitrag deutlich, dass aufgrund diagnostischer Weiterentwicklungen nicht nur bereits vor einer Zahnersatz-Versorgung Klarheit über die Verträglichkeit der Werkstoffe gewonnen werden kann, sondern auch bereits eingesetzte Prothetik-Produkte als mögliche Ursache von Allergie- und nachweisbaren Unverträglichkeiten erkannt werden können. Der Dental-Toxikologe rät Allergikern, deren allergische Reaktionen auf Pollen, bestimmte Lebensmittel oder beispielsweise Pflaster nachgewiesen sind, sich auch auf Dentalwerkstoffe testen zu lassen: Die Wahrscheinlichkeit, auch hier eine allergische Reaktion zu entwickeln, sei erhöht. Dabei ist zu beachten, dass sich sowohl eine allergische Reaktion als auch Allergie-Tests nur auf freigesetzte Inhaltsstoffe von Zahnersatz beziehen – nur diese können auch zu messbaren Reaktionen führen. Informationen zum Thema gibt es auf www.dentaltox.com im Bereich für die Patienten.
Kinderzahnärzte: Fluorid-Gehalt kein Risiko
Wenn es um das Thema Fluoride in Zahnpasten geht, gibt es zwischen Zahnärzten, Wissenschaftlern und der Bevölkerung oft Diskussionsbedarf. Während vor allem Eltern gern auf zugesetzte „Stoffe“ verzichten würden, weisen Wissenschaftler und Zahnärzte darauf hin, dass es sich beim Fluorid um einen natürlichen Stoff handelt, der in manchen Gegenden der Welt sogar stark im Trinkwasser enthalten ist – in anderen wie beispielsweise Deutschland nur unterdurchschnittlich. Man könnte sagen, dass Deutschland ein Fluorid-Mangelgebiet ist. Insofern wird dort, wo das Fluorid am besten wirkt, von außen auf der Zahnoberfläche, Fluorid den Mundpflegeprodukten zugesetzt. Der Wirkstoff trägt dazu bei, dass der Zahnschmelz besser schädliche Zerstörungen durch Bakterien und Säuren – beispielsweise in Folge von Zuckerkonsum – Widerstand leisten kann. Karies und weitere Zahnschäden werden bei regelmäßiger Zahnpflege daher reduziert oder ganz vermieden. Im Jahr 2021 hatte die wissenschaftliche Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ) die Empfehlungen für den Fluoridgehalt von Kinderzahnpasten aktualisiert und leicht angehoben. Die DGKiZ stellte kürzlich noch einmal klar: „Die Empfehlungen zu den Fluoridkonzentrationen und Zahnpastamengen enthalten einen Sicherheitsspielraum, innerhalb dessen auch bei (nicht erwünschter) Verwendung von größeren Mengen an Kinderzahnpasta der Grenzwert nicht überschritten wird.“ Da die Anzahl an Kindern mit sehr früher Karieserfahrung hierzulande derzeit steigt, sei der Schritt notwendig, um die Kariesbelastung bei den Kleinkindern zu senken. Die deutschen Empfehlungen unterschreiten, so die DGKiZ, die international akzeptierten Grenzwerte deutlich. In den Ländern, die schon länger diesen erhöhten Fluoridanteil einsetzen, wurden zudem keine sichtbaren Fluorosen (Zahnaufhellungen) beobachtet und ebenso wenig Auswirkungen auf die kognitiven Leistungen der Kinder.
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Schlaf-Apnoe: Nasenspray in Vorbereitung
Für Menschen, die unter Schlaf-Apnoe leiden, könnte es möglicherweise bald eine einfache Lösung geben: ein Nasenspray. Daran arbeiten derzeit australische Forscher. Der Wirkstoff würde da ansetzen, wo das Problem liegt: Während nachts fast alle Muskeln im Körper erschlaffen, bleibt im Gaumen und in der Zunge die Muskulatur aber angespannt – bei gesunden Menschen. Bei solchen, die unter Schlaf-Apnoe leiden, entspannen aber auch diese Muskel-Bereiche, und so erschlafft das ganze Mundgewebe und fällt, vereinfacht gesagt, in den Rachenraum und behindert dort die Atmung. Der neue Wirkstoff trägt dazu bei, dass die Atemwege stabilisiert werden und offen bleiben. Erste Tests belegen, dass das Konzept bei sieben von zehn Patienten wirkt. Weltweit sollen rund eine Milliarde Menschen unter dieser nächtlichen Atemstörung (kurzzeitiger Atemstillstand) leiden. Schlaf-Apnoe hat nicht nur schädliche Auswirkungen auf den gesamten Körper und kann für manche Menschen lebensgefährlich werden – das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt, Herzrhythmusstörungen können auftreten, Lustlosigkeit bis hin zu Depression, Konzentrationsschwäche, Erschöpfung und bei Männern Impotenz. Zudem beeinträchtigt die Atem-Störung den Wachzustand der betroffenen Menschen, Sekundenschlaf kann bei Arbeit und Verkehrsteilnahme zu gefährlichen Momenten führen. Auch im Mund führt Schlaf-Apnoe zu unerwünschten Folgen: eine starke Mundtrockenheit erhöht das Risiko, an Parodontitis (Zahnbettentzündung) und Karies zu erkranken, weil durch die nicht ausreichende Mundspülung bei Mundtrockenheit die Mundbakterienkolonien erheblich anwachsen.
MIH: Ist sie heute häufiger als früher?
Die MIH – die Molaren-Inzisiven-Hypermineralisation – ist eine gewichtige Aufgabe für Forschung und Behandlungsalltag in der modernen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Die Frage, ob die MIH ein neues Thema ist oder auch früher schon bekannt war, stellte ein zahnmedizinisches Fachjournal Prof. Dr. Katrin Bekes, Professorin für Kinderzahnheilkunde an der Universität Wien. Man müsse davon ausgehen, so die Wissenschaftlerin, dass es auch früher bereits solche Schmelzentwicklungsstörungen gab. Heute würde die größere Aufmerksamkeit wohl dazu führen, dass sie öfter erkannt und die Schmelzstörungen entsprechend eingeordnet werden. Erst seit rund 20 Jahren gebe es explizite MIH-Forschung, diese habe dazu beigetragen, dass das Krankheitsbild – auch Kreidezähne genannt – bekannter geworden sei. Weltweit sei immerhin jedes 7. bis 8. Kind betroffen. Zahlen für die Situation in Deutschland seien mit der Veröffentlichung der aktuellen 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie im Jahr 2025 zu erwarten. Trotz der intensiven Forschungsarbeiten seien die Ursachen der Schmelzentwicklungsstörung noch nicht endgültig geklärt, allerdings zeige sich bereits, dass es nicht einen einzigen Auslöser gibt, sondern viele Faktoren zusammenwirken. Vermutlich spielen Kinderkrankheiten und frühe Antibiotikagaben als Störfaktoren mit hinein. Vorbeugende Maßnahmen seien schwierig, da die Störung zu einer sehr frühen Phase der Entwicklung der bleibenden Zähne stattfinde, also lange bevor sie nach dem Zahnwechsel im Mund erscheinen. Für die Behandlung gibt es heute vielfältige Erfahrungen und Ansätze. Sie müsse, so die Wissenschaftlerin, aber immer die individuelle Situation und Entwicklung des Kindes berücksichtigen, ein Behandlungskonzept für alle MIH-Kinder gebe es nicht.
Behinderung oder Alter: mehr Kooperationen und Leistungen
Wenn Patientinnen und Patienten sich aufgrund eingeschränkter Fähigkeiten beim Erhalt ihrer Gesundheit, in diesem Fall ihrer Mundgesundheit nicht selbst helfen können, sei professionalisierte und aufeinander abgestimmte zahnmedizinische und pflegerische Hilfe notwendig: Das forderten kürzlich die Bundeszahnärztekammer und der Deutsche Pflegerat in einem sogenannten Schnittstellenpapier. Zahnmedizinische und pflegerische Expertise müsse zusammenwirken und sich gegenseitig unterstützen und weiter voranbringen. Das von der Politik geplante Maßnahmenpaket für Alterszahnheilkunde erfordere die Mitarbeit sowohl der zahnärztlichen als auch der Pflege-Berufe. Schon oft diskutiert, in der Notwendigkeit bestätigt, aber noch nicht umfassend möglich seien mehr als bisher Kooperationen zahnärztlicher und pflegerischer Fachkräfte mit Einrichtungen der Eingliederungshilfe wie beispielsweise Wohneinrichtungen für Behinderte. Ebenfalls noch nicht geklärt ist die Frage, in welcher Form die gesetzlichen Krankenkassen solche Leistungen für die betroffene Zielgruppe honorieren, beispielsweise seien manche Behandlungen nur unter Vollnarkose in einer Klinik erbringbar. Rund 110.000 Menschen jährlich hätten Bedarf nach einer Behandlung in Anästhesie, die derzeitige Situation scheitere insbesondere an der nicht geklärten Honorierung der Narkosemediziner. Hier bestehe umgehend politischer Korrekturbedarf.
Zungenbändchen: manchmal Korrekturen notwendig
Zungen und auch Lippen sind mit „Bändchen“, einem Gewebestrang, mit dem Mundinnenraum verbunden und somit zwar fixiert – aber auch beweglich. Das sollen sie auch sein: Die Zunge muss beispielsweise beim Kauen unterstützen und die Lippen beim Essen oder Sprechen. Ist die Beweglichkeit eingeschränkt, kann das riskante Probleme nach sich ziehen: Wenn ein Baby wegen reduzierter Mundbewegung nicht richtig saugen kann, ist seine weitere Entwicklung auf vielfältige Weise gestört. Im Deutschen Zungenbandzentrum, berichtet eine aktuelle zahnmedizinische Fachzeitschrift, widmen sich Ärztinnen und Ärzte aus dem Bereich Zahnmedizin, Kieferorthopädie und Medizin, aber auch Experten aus Physiotherapie und Logopädie der Frage, wann ein Zungenbändchen operiert werden muss und wie dies am besten gemacht wird – und welche begleitende Therapie möglicherweise hilfreich oder notwendig ist. Zu den Gründen, wann verkürzte Lippenbändchen behandelt werden sollten, gehört nicht nur die Stillzeit eines Babys, sondern im Kindesalter auch eine ungünstige Auswirkung auf das natürliche Kieferwachstum mit dem Risiko späterer Haltungsfehler. Manche Bändchen-Probleme werden erst sehr spät diagnostiziert, weil in den manchen Praxen, aber auch bei Patienten bislang kein Bewusstsein für die Thematik vorhanden ist. Dabei muss ein verkürztes Zungen- oder Lippenbändchen als anatomische Fehlentwicklung betrachtet und korrigiert werden, wenn mit der Entwicklung negative Folgen für die Gesundheit einhergehen. Der Behandlungsbedarf ist dem Fachbeitrag zufolge keine neue Erkenntnis – in früheren Jahrhunderten hätten Hebammen die Verkürzung durch Gewebetrennung behoben. Heute stehen schonende und schmerzarme Techniken wie Laser zur Verfügung.
Rauchen und Mundgesundheit: pragmatische Alternativen
Rund jeder dritte Deutsche raucht – besagt eine Studie der Universität Düsseldorf. Und kaum jemand von ihnen hat im zurückliegenden Jahr einen Versuch unternommen, mit dem Rauchen aufzuhören. Das Rauchverhalten wird sich also wenig verändern. Das hat auch Auswirkungen auf die Mundgesundheit – und die Aufgaben in der Zahnarztpraxis. Die durch das Rauchen gesteigerte Neigung zu Entzündungen und die schlechtere Wundheilung bedrohen Zahnbett und Zahnfleisch und erschweren beispielsweise das Einheilen von Implantaten. Beläge steigern das Kariesrisiko, und nicht zuletzt kann sich Mundkrebs entwickeln. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die meisten Raucher die Zusammenhänge zwischen den Schadstoffen und den gesundheitlichen Folgen falsch einschätzen: In der Regel werde davon ausgegangen, dass das Nikotin für die negativen Gesundheitsfolgen verantwortlich ist. Der wahre Feind der Mundgesundheit seien allerdings die durch das hocherhitzte Verbrennen des Tabaks entstehenden Schadstoffe. Wer sein Rauchverhalten (noch) nicht aufgeben kann oder will, könne es mit Alternativen versuchen, die zumindest die Schadstoffe durch das Tabak-Verbrennen vermeiden. Zudem fielen die als unästhetisch empfundenen Zahnverfärbungen weg. Solche Alternativen könnten ein pragmatischer Weg zum Wegkommen aus der Verbrenner-Belastung und auch eine Brücke sein, das Rauchen gänzlich aufzugeben – was letztlich nicht nur aus mundgesundheitlicher Sicht der beste Weg ist, seine Gesundheit zu unterstützen.