Über lange Zeit wurde in der Öffentlichkeit die Entstehung eines Mund-Rachenraum-Krebses mit oralen Sexualpraktiken in Verbindung gebracht – eine nicht bewiesene, aber für gegeben gehaltene Kausalität, die die von einer solchen Krebserkrankung Betroffenen in ein belastendes Licht rückte. Mit den Vorurteilen ist jetzt Schluss, wie eine aktuelle Studie der Leipziger Universitätsmedizin mit über 600 Studienteilnehmern zeigt: Demnach hat das Sexualverhalten der von Mund-Rachentumor Betroffenen keine Unterschiede zur Vergleichsgruppe der Gesunden ergeben. Das Humane Papillom-Virus (HPV), das auch über den Sexualweg übertragen werden kann, zeigt viele weitere Infektionswege und kann Haut und Schleimhäute an verschiedenen Stellen infizieren, es gehört zu den weitverbreiteten Virengruppen und ist bei den meisten Menschen hierzulande, mehr oder weniger schlummernd, im Körper vorhanden. Manche von ihnen erkranken an der Infektion, ohne dass sich Symptome zeigen. Die meisten Familien der großen HPV-Gruppe sind gutartig, nur wenige dagegen haben das Potential, Krebs auszulösen. Zu diesen Krebs-Formen gehören auch Tumore im Kopf- und Hals-Bereich. Rund ein Drittel aller Mund-Rachen-Tumore stehen in Verbindung mit dem Humanen-Papillom-Virus. Neben der Vermeidung klassischer Krebs-Risiken wie Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum empfehlen die Wissenschaftler eine HPV-Impfung beider Geschlechter – weil der sexuelle Übertragungsweg relevant ist und bleibt, auch wenn er bei der Entstehung des Mund-Rachenkrebses keine kausale Rolle spielt.

- 24. August 2023