Häusliche Gewalt kann „in den besten Familien“ auftreten, in besser gestellten Kreisen ebenso wie in armen Gruppen, sie ist unabhängig von Herkunft und auch von Beruf der Beteiligten und auch von Alter und Geschlecht. Auch Vernachlässigung gehört zu ihren Facetten. Besonders von häuslicher Gewalt betroffen sind Frauen, ihr Anteil beträgt laut WHO-Daten rund 70 %. Für die Zahnarztpraxen bedeuten die hohen Fallzahlen, dass sie vermutlich auch in ihrer Patientengruppe Menschen mit Gewalterfahrung (körperlich, seelisch, sexuell etc.) sehen werden, wenn sie darauf achten. Während die Zähne selbst eher seltener Schäden aufweisen, ist insbesondere das Mittelgesicht ein Signalgeber. Knochenbrüche oder Gewebeschäden könnten nicht nur ein Anlass sein, die betreffenden Patienten anzusprechen – Studien zufolge würden es diese Patienten sogar begrüßen, dass sie einen Anlass geboten bekommen, darüber zu sprechen, wenn die Täter-Person nicht dabei ist. Es kann wichtig sein, den Befund zu dokumentieren, wofür es spezifische Erfassungsbögen gibt. Wie ein zahnärztliches Journal berichtet, wird den Praxisteams entsprechende Fortbildung empfohlen, um einerseits den richtigen Umgang mit den Gewalt-Opfern zu lernen und andererseits auch den Umgang mit möglicherweise begleitenden Tätern, zudem sollten die Praxen über rechtliche Chancen und Risiken informiert sein. Wichtig ist die Erfassung der Gewaltsignale auch hinsichtlich der sich zeigenden erwartbaren weiteren Entwicklung, beispielsweise, wenn Gefahr für Leib und Leben droht.

- 18. Juni 2024