Die Anzahl der Patienten mit künstlichen Gelenken (Endoprothesen) in Zahnarztpraxen nimmt immer mehr zu. Das ist insofern herausfordernd, weil solche Patienten ein höheres Risiko haben, aufgrund einer bakteriellen Infektion über den Mund – beispielsweise bei Blutungen im Rahmen der Zahnbehandlung – eine Entzündung rund um das neue Gelenk zu erleiden. Während es bereits für Patienten mit Herzerkrankungen Richtlinien zur antientzündlichen Abschirmung gibt, liegen solche Empfehlungen für Endoprothesen-Patienten noch nicht als Leitlinie vor. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Endoprothetik rät lediglich dann zu einer Antibiotikum-Vorsorge, wenn mit blutenden Eingriffen zu rechnen ist. Dabei wird außer acht gelassen, dass schon eine Zahnsteinentfernung, zumal bei entzündetem Zahnfleisch, zu Blutungen führen kann. Aktuell gibt es eine Vielzahl von halbwegs auf die Thematik eingehenden Studien, die aber alle nicht vergleichbar angelegt sind und deren Ergebnisse daher nicht zu einem übereinstimmenden Ergebnis führen. Am besten sei es, schon vor einem geplanten Einsatz von Ersatz-Gelenken die Mundgesundheit sanieren zu lassen und dann gesund zu erhalten, um Infektionsrisiken zu senken. Letztlich – so eine Fachveröffentlichung – müssen derzeit Zahnarzt und Patient in jedem Einzelfall entscheiden, ob sie einen antibiotischen Schirm aufspannen möchten: Ausschlaggebend ist der allgemeingesundheitliche Zustand des Patienten und die erwartbare Belastung durch den bevorstehenden zahnärztlichen Eingriff.

- 20. Juni 2024